Ab dem 13. Jahrhundert ließ sich eine aus dem Königreich Frankreich vertriebene jüdische Gemeinde in der Grafschaft Venaissin nieder. Fast zwei Jahrhunderte lang blieb sie in den vier päpstlichen Städten sesshaft.
Der erste schriftliche Beleg der Anwesenheit einer jüdischen Gemeinde in L'Isle-sur-la-Sorgue stammt aus dem Jahr 1268.
Alles deutet darauf hin, dass das innerhalb der Stadtmauer im Stadtteil Villefranche liegende jüdische Viertel schon lange vor diesem Datum an derselben Stelle bestand.
Ab 1274 unterstand die Grafschaft Venaissin der Autorität des Papstes. Diese Vormundschaft ermöglichte den Juden in diesen päpstlichen Gebieten ein relativ freies Leben, während sie an anderen Orten verfolgt und vertrieben wurden (England Ende 13. Jhdt., Frankreich Anfang 14. Jhdt., Spanien, Portugal und Provence Ende 15. Jhdt.).
Mitte des 15. Jahrhunderts verschärften die päpstlichen Behörden die Vorschriften für die jüdischen Gemeinden in der Grafschaft Venaissain. Um sie von den Christen zu trennen, zwang man die Juden, in einer einzigen Straße („carreria“ auf Provenzalisch) zu leben, die nachts verschlossen wurde. Mit diesem Begriff „carreria“ bezeichnete man von nun an das jüdische Viertel und seine Bewohner.
Im Jahr 1624 waren die Juden in der Grafschaft Venaissain von neuen Maßnahmen betroffen. Sie wurden in vier Städten unter Hausarrest gestellt: Avignon, Carpentras, Cavaillon und L’Isle-sur-la-Sorgue.
So ging das Leben der „Juden des Papstes“ in L'Isle-sur-la-Sorgue fast zwei Jahrhunderte lang weiter, bis zu ihrer Emanzipation durch den Anschluss der Grafschaft Venaissin an Frankreich im Jahr 1791.
Das jüdische Viertel (carreria), so wie es sich im 18. Jahrhundert darstellte, umfasste eine Fläche von ungefähr einem Hektar. Abends wurde es durch zwei Tore fest verschlossen. Diese befanden sich im Osten (heute Rue Alfred de Musset) und im Westen (Rue Louis Lopez). Das Leben der Gemeinde war um einen zentralen Platz herum organisiert, auf dem sie ihren hauptsächlich auf die Textilindustrie ausgerichteten wirtschaftlichen Aktivitäten nachgingen. Die Häuser waren oft vier oder sogar fünf Stockwerke hoch, um den kostbar gewordenen Platz optimal zu nutzen.
Mindestens zwei Gebäude, die besonders repräsentativ für die zivile Architektur der carreria im späten 18. Jahrhundert sind, stehen heute noch. Diese Gebäude zeichnen sich durch einen raffinierten Stil aus, den man vor allem in der Qualität der geschmiedeten Balkone und der Gipsverzierungen erkennt.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensbedingungen und der Ressourcen für den Wiederaufbau von Gebäuden und religiösen Orten (Synagoge, Ritualbad usw.).
Quelle: Insula, Direction du Patrimoine L'Isle-sur-la-Sorgue
Le quartier Juif
Place de la Juiverie
84800 L' Isle-sur-la-Sorgue
Dernière mise à jour 09/07/2020